Männlicher Narzissmus und Alkohol

Wie immer möchte ich anfangs betonen das es um meine Sichtweise geht. Ich habe viele Jahre Erfahrung mit diesem Thema und schildere euch gerne meine Perspektive.

Zunächst möchte ich darauf eingehen, dass Alkoholismus kein Merkmal des Narzissmus ist. In diesem Fall ist es nur eine Komorbidität. Sprich es ist ein weiteres Symptom einer Grunderkrankung. Natürlich findet man es auch regelmäßig, gemeinsam mit Narzissmus. Grundsätzlich ist eine Suchterkrankung nicht selten bei Narzissten zu finden.

 

 

Warum ist das so?

Wie wir wissen, ist ein Narzisst ein Mensch, der einen geringen Selbstwert hat, und weder mit sich noch mit seiner Umwelt, glücklich ist. Auch wenn er vieles nicht wahrhaben will und vieles nicht „sehen“ kann, ist er doch bestrebt, glücklich zu werden. Suchtmittel helfen nicht nur einen kurzen Moment, um glücklich zu sein, sie helfen auch, sich selbst zu spüren. Nach außen hin geben sie nichts davon zu, aber ich durfte mich mit einem Mann, mit diagnostizierter, narzisstischer Persönlichkeitsstörung unterhalten. Er bestätigte meine Aussage, dass er sich einfach ab und zu spüren wollte. Alkohol und ein Joint halfen ihm einfach, abends ein Stück mit sich zurecht zu kommen. Er weiß auch heute was er seiner Ex angetan hat und begab sich in Therapie. Er erzählte mir, dass sein Seelenleben wie ein kaltes Gefängnis ist und er nicht mitbekam, wie er seine Ex behandelt hat. Erst durch seine Therapie verstehe er etwas mehr, fühle sich aber seelisch noch nicht besser.

 

Natürlich trifft es zu, dass Menschen mit einer narzisstischen Störung, weder Empathie noch Liebe spüren, jedoch spüren einige sehr wohl, dass etwas nicht in Ordnung ist. Zugeben wird es aber kaum einer. Ein guter Bekannter aus der Studienzeit, sagte einmal sehr betrunken zu mir, „ich bin nichts, ich weiß das ich nichts bin und ich weiß das ich anderen Schaden zu füge, aber ich will es einfach nicht zu lassen, ich will es einfach nicht laut sagen und ich will nicht zu einem Psychiater denn dann wird es wahr“. Damals war mir nicht bewusst was er meinte. Heute weiß ich es sehr wohl, denn ich habe in einem narzisstischen Kreislauf gelebt. Ich war selbst ein Teil dieses Kreislaufes. Vielleicht kennt ihr dies,  ihr zieht genau DIESE Mitmenschen an.  Wie die Motten das Licht, dachte ich, als mir alles klar wurde und mir wie Schuppen von den Augen viel.

Natürlich ist all das keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. Sprich sie greifen zu Suchtmittel, um sich zu betäuben. Sie betäuben alle Gefühle und hoffen so einfach mal das wahre ich zu spüren. Bestimmt ist das nicht bei allen gleich.

Ferner hilft es ihnen sich endlich groß und stark zu fühlen. Viele brauchen es wie Sex, es gibt ihnen Macht. Mein Ex hat es genutzt, um gemocht zu werden. Er war ein anderer Mensch mit Alkohol. Nach außen hin war er der perfekten Gentlemen und Freund. In den eigenen vier Wänden, bestand er nur aus Komplexen und Unsicherheiten. Er trank gerne und fast täglich. Nicht immer bis zum Rausch aber er trank. Es war als würde sich ein Schalter umlegen. Nach zwei bis drei Gläsern Wein war er ein anderer Mann. Selbstsicher, stark und von sich überzeugt. Somit war klar was er damit kompensierte.

Es dauerte einige Zeit, und es wurde immer mehr Alkohol, er musste sich zusätzlich beweisen, ob er noch andere Frauen ins Bett bekäme, und er wurde ab einem gewissen Punkt auch körperlich gewalttätig. Sprich es wurde tendenziell immer alles intensiver.

Das eine schließt das andere nicht mit ein. Ich finde nicht das jeder der narzisstischen Züge hat, ein Alkohol Problem hat. Auch denke ich nicht das ein Mensch mit narzisstischen Zügen, der Alkoholiker ist, gewalttätig sein muss.

Aber diese Mischform zwischen Alkohol, toxischer Verhaltensmuster und vielleicht Drogenkonsum, ist eine sehr erschreckende. Diese Menschen können unkontrolliert, sehr gewalttätig werden.

Hört immer wieder in meinen Podcast rein. Mit wöchentlich neuen Themen, rund um emotionalen Missbrauch, Narzissmus und Co.

Bis bald, eure Karin